Fernab der geschäftigen Welt, auf einem Hügel im Wald und hoch über dem Silsersee steht das Hotel «Waldhaus». In fünfter Generation werden in Sils an dieser idyllischen Lage Gäste empfangen und verwöhnt. Aktuell führen Claudio und Patrick Dietrich den Familienbetrieb. Sie tun es mit Leidenschaft, Herzblut und Weitsicht. Unterstützung erhalten sie von insgesamt 170 Mitarbeitenden und Lernenden. Sie sind es, die dafür sorgen, dass der Betrieb funktioniert.

Wertschätzung für die Lernenden
Begehrt sind im «Waldhaus» nicht nur die Gästebetten, die Ausbildungsplätze sind es genauso. Sechs Auszubildende in den Berufen Koch/Köchin EFZ, Hotel-Kommunikationsfachmann/-frau EFZ und Kaufmann/-frau EFZ bildet das Gastgeberpaar derzeit aus. Vizedirektor Kai Ulrich ist der Ausbildungsverantwortliche im Fünfsternehaus mit 140 Zimmern und Wellnessbereich. Er investiert viel Zeit und Ressourcen in die jungen Mitarbeiter/innen. Für sie da zu sein und ihnen die bestmögliche Ausbildung zu ermöglichen, ist sein Anspruch. Alle Lernenden seien ins Team integriert und dürften Verantwortung übernehmen. «Je nach Ausbildungsstandart und Fähigkeiten arbeiten sie voll im Tagesgeschäft mit. Dadurch gewinnen sie wichtige Erfahrungen und entwickeln sich weiter», so Ulrich. Persönlich ist ihm wie auch der Besitzerfamilie die Wertschätzung für die Lernenden wichtig. Man zählt als Lehrbetrieb zu den Top-Adressen im Engadin und will das bleiben. «Wir haben zum Glück regelmässig Anfragen für Schnupperlehren. Je nach Beruf ist es trotzdem nicht leicht, alle Lehrstellen zu besetzen», erklärt Ulrich.

Berufsberatung und Schnupperlehre
Auszubildende entscheiden sich nicht wegen der Gratis-Bergbahn-Saisonkarte für das «Waldhaus». Dies sagt Reta Ganzoni. Die 16-Jährige absolviert ihr zweites Lehrjahr als Hotel-Kommunikationsfachfrau und ist begeistert von ihrem Lehrbetrieb. Ihren Beruf, auf den sie dank des Berufsberaters gekommen ist, gibt es erst seit 2017. «Ich habe zuerst als Konditorin geschnuppert. Das passt für mich aber nicht. Nach der Schnupperlehre als Hotel-Kommunikationsfachfrau war für mich sofort klar, dass dies mein Beruf ist», erzählt die Bergünerin, die im «Waldhaus» ein Mitarbeiterzimmer mit einer Arbeitskollegin teilt. Das Zuhause vermisse sie nicht. «Wir sind im Hotel ein junges Team und unternehmen auch in der Freizeit viel zusammen», erklärt sie. Viel Zeit verbraucht sie im letzten Jahr auch in Interlaken in der Berufsfachschule. Bisher dauerten die Blöcke jeweils 10 Wochen, was Ganzoni «als sehr anstrengend» bezeichnet. Neu dauern sie noch vier Wochen. «Schade einfach, dass diese nun in die Engadiner Hauptsaison fallen und ich dadurch im Betrieb einiges verpasse.»

Zusammenarbeit auf Augenhöhe
Nachdem sie im ersten Lehrjahr im Housekeeping und im Service Erfahrungen gesammelt hat, arbeitet Ganzoni nun an der Reception. «Der Kontakt mit den Gästen gefällt mir.» In naher Zukunft wird sie in den Reservierungsbereich wechseln und dort Neues kennenlernen. «Die Abwechslung macht die Ausbildung interessant und vielseitig. Das gefällt mir», sagt die junge Bündnerin. Betreffend berufliche Zukunft stehen ihr mit dem Abschluss als Hotel-Kommunikationsfachfrau im Sommer 2025 viele Türen offen. «Zuerst will ich möglichst viele Erfahrungen sammeln. Mein Traum ist es, einmal im Ausland zu arbeiten.» Und sogar eine Rückkehr ins «Waldhaus» in Sils, für den sich immer wieder ehemalige Lernende entscheiden, kann sie sich heute schon vorstellen. «Einen besseren Ausbildungsort hätte ich nicht finden können. Obwohl ich in der Lehre bin, werde ich vom gesamten Team und den Vorgesetzten akzeptiert und gefördert.» Auch darum gehe sie jeden Tag gerne zur Arbeit. Für den Lehrlingsverantwortlichen Ulrich ist die Zusammenarbeit auf Augenhöhe zentral für einen Lehrbetrieb heutzutage: «Die Zeiten, wo Lernende billige Arbeitskräfte in der Hotellerie waren, sind endgültig vorbei.»