Daniel Fust sitzt in seinem Büro am Hauptsitz der Graubündner Kantonalbank in Chur und blickt für uns kurz auf seinen Werdegang zum CEO zurück. Der 57-jährige Familienvater, der in Domat/Ems aufgewachsen ist, erinnert sich an seine Schulzeit, wie es damals war, als es darum ging, sich Gedanken über seine berufliche Zukunft zu machen. «Ich war etwas schulmüde und sehnte mich danach, praktisch zu arbeiten und den Umgang mit Kundinnen und Kunden zu erleben», erzählt Fust. Er habe bei unterschiedlichen Unternehmen «geschnuppert», ehe er sich für die Graubündner Kantonalbank als Lehrbetrieb entschied. 1982 startete er in sein erstes von drei Lehrjahren als Bankkaufmann. Rückblickend, erklärt Fust, würde er wieder denselben Berufsweg einschlagen. «Das würde ich auf jeden Fall wieder so machen. Eine Berufslehre bildet den besten Berufseinstieg für Jugendliche, die es hin zu praktischer Arbeit und berufsbegleitender Weiterbildung zieht.»

Freude bringt Erfolg
Auf seine erfolgreiche Berufskarriere angesprochen, spricht er davon, dass «mir mein beruflicher Weg immer sehr viel Freude gemacht hat». Zur Frage, ob eine Berufslehre oder eine Mittelschule erfolgsversprechender sei, sagt er klar: «Das ist individuell. Die Frage ist, welcher Weg einem Menschen vom Typ her mehr Freude macht. Nur das bringt Erfolg.» Das Gymnasium sei naheliegend, wenn jemand bereits wisse, dass er studieren wolle oder noch keinen konkreten beruflichen Plan habe. «Wenn sich ein junger Mensch aber bereits auf produktives Arbeiten in einer bestimmten Branche freut, soll er rein ins Berufsleben, denn Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es später auch auf diesem Weg, berufsbegleitend, auch bei uns», sagt Fust. «Wer sich für eine Berufslehre entscheidet, erfährt Kundenorientierung, betriebswirtschaftliche Zusammenhänge und Teamwork aus erster Hand.» Man lernt, so Fusts eigene Erfahrung «im Alltag eigenverantwortlich anzupacken und mitzugestalten, kann fachliche und persönliche Entwicklung ideal kombinieren. Die Herausforderungen heutiger Lernender sind Daniel Fust vertraut: «Heute gibt es weniger Schulabgängerinnen und Schulabgänger. Auf immer weniger junge Menschen kommen – auch beruflich – immer mehr Anforderungen und Möglichkeiten zu.» Entsprechend wichtig sei für einen Arbeitgeber «eine betont menschenorientierte Führung, eine gesunde Leistungsorientierung und ein modernes Arbeitsklima, um Lernende erfolgreich ins Arbeitsleben zu begleiten. Weiter sind Mitgestaltungsund Entwicklungsmöglichkeiten wichtig – auch bereits während der Lehre». Wohl auch darum ist die GKB ein beliebter Lehrbetrieb. «Wir treten im Arbeitsmarkt bewusst mit unseren Angeboten, Werten und Arbeitsweisen auf und suchen aktiv den Austausch mit jungen Talenten, an Informationstagen, an Berufsmessen wie der Fiutscher oder in den sozialen Medien.» Das Image eines Lehrbetriebs sei wichtiger denn je. Die GKB bietet aktuell 84 Jugendlichen mit Ausbildungs- und Praktikumsarbeitsplätzen den Einstieg ins Berufsleben.

Inspiration und Förderung für Karriere
Auf die Schlüsselmomente seines Werdegangs angesprochen, erklärt Fust, dass Menschen eine grosse Rolle gespielt hätten, «die mich während und nach der Lehre im Berufsleben mit motivierenden Aufgaben und Weiterbildungsmöglichkeiten gefördert haben». Er habe jetzt nicht den einen langjährigen Mentoren gehabt. «Aber ich hatte viele Persönlichkeiten in meinem Berufsleben, die mich inspiriert und gefördert haben.» Fust ist das beste Beispiel und selbst davon überzeugt, dass man mit einer Berufslehre in Graubünden auch in Zukunft beruflich Karriere machen kann. Als unabdingbar und wichtig dafür bezeichnet er einerseits den Willen der Lernenden etwas zu lernen und im Team Freude bei der Arbeit zu haben. Anderseits müssten die Unternehmen ein breites und qualifiziertes Lehrstellenangebot zur Verfügung stellen. «Für Graubünden sei eine exzellente Berufsbildung zentral für die Wirtschaft und das Leben in Graubünden», verabschiedet sich Fust freundlich. Er war gern für uns da, aber die nächste Sitzung startet in Kürze, und zu spät kommt man nicht in einem wertschätzenden Arbeitsumfeld.

Daniel Fust

Der 57-jährige Daniel Fust ist in Domat/Ems aufgewachsen und wohnt mit seiner Familie in Bonaduz. Er hat bei der GKB eine Kaufmännische Lehre und anschliessend die Höhere Fachprüfung im Bankgewerbe zum eidg. dipl. Bankfachmann absolviert. Nach einem Abstecher zur Zürcher Kantonalbank kehrte er 1993 zur GKB zurück. Seit 2012 ist er Mitglied der Geschäftsleitung und war Leiter der Geschäftseinheit Marktleistungen. Seit 2019 ist er als CEO Vorsitzender der GKB-Geschäftsleitung und steht rund 1000 Angestellten vor.